Staatstheorie I - Herrschaftssysteme
#4
Nachdem wir nun eine grobe Einteilung vorgenommen haben, betrachten wir diese Varianten im Vergleich.

In der Antike gab es die Ansicht die soeben besprochenen Herrschaftsformen würden sich in einem ewigen Kreislauf wiederholen, beginnend mit einer Urmonarchie die aus dem ungeordneten Naturzustand hervorgeht.

Die Monarchie geht, gemäß dieser Theorie, nach einiger Zeit unweigerlich in eine Tyrannei über und endet schließlich mit dem Sturz des Tyrannen. Die Macht wird daraufhin in die Hände der Gruppe gelegt die am ehesten befähigt ist das Land zu führen. An einem bestimmten Punkt beginnt diese Gruppe ihre Macht und ihre Privilegien zu missbrauchen und wird schließlich abgesetzt woraufhin das Volk die Geschicke des Staates in der ein oder anderen Form in die eigenen Hände nimmt. Diese Volksherrschaft degeneriert mit der Zeit immer weiter zu einer Mobherrschaft die den Staat nicht länger effektiv führt und die Gesellschaft immer weiter in Chaos und Willkür versinken lässt bis sich schließlich ein starker und charismatischer Anführer erhebt, die Massen unter seinem Banner vereint und beginnt die Dinge wieder zu ordnen womit der Kreislauf von neuem beginnt.

In Kürze zusammengefasst: Jede Herrschaftsform rutscht früher oder später in ihre negative Ausprägung ab und wird gestürzt um im nächsten Iterationsschritt die Macht auf mehr Köpfe zu verteilen. Solange bis die Gesellschaft einen Punkt erreicht an dem sie nicht länger funktioniert und ein führungsstarkes Individuum einen Neuanfang wagt.

Dies stellt in der Tat eine plausible Entwicklung dar, jedoch hat die Geschichte gezeigt, dass es keine in Stein gemeißelte Abfolge ist und dass Herrschaftssysteme auch keineswegs immer in Reinform auftreten müssen. Dennoch lässt es einige interessante Überlegungen zu.
Leiter der Sondergruppe für strategische Aufklärung
OFL-Stabsabteilung
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