Seereich Aquatropolis

Der Verhandlungsbeginn wird auf heute Abend festgelegt.

Die Verhandlung ist eröffnet. Prof. Dr. Dumm Dumm, lesen Sie die Anklage vor.

Ich klage die Evil Öl Company an, Hank Scorpio ohne seine Zustimmung eingefroren und in ihre Labors gebracht zu haben und ihn dort seitdem gefangen zu halten. Ich zitiere dazu ein Lexikon (Wikipedia):

Zitat:Der Ausdruck Gefangenschaft bezeichnet den längerfristigen und unfreiwilligen Entzug der Freiheit eines Menschen.

Diese Definition von Gefangenschaft wird von der Evil Öl Company gegen Hank Scorpio eindeutig erfüllt. Es ist zwar ehrenhaft eine Person vor dem Sterben zu bewahren, allerdings ist es gesetzeswidrig, sie gegen ihren Willen festzuhalten und ihr die Option des Todes oder enorme Geldzahlungen für eine Vermietung der technischen Kühlgeräte und einiger anderer nicht erwünschter Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Hank Scorpio hat niemals eingewilligt, tiefgefroren zu werden. Die Evil Öl Company kann nicht einfach Bürger einfrieren und sie dann freikaufen lassen oder sterben lassen.

Danke.

Der Vertreter der Evil Öl Company bitte nach vorne.

Setzen Sie sich, Herr Fridickel.

Erzählen Sie uns bitte alles, wie Sie die Sache sehen, wie Sie an Hank Scorpio gekommen sind und warum Sie ihn in eine Box gesteckt haben.

Gern euer Ehren.

Kurz vor ende des Bürgerkrieges taumelte ein schwer verletzter Mann zum Bunker der Düstersteintruppen und beschoß die Wachen. Nach einem Schußwechsel wurde Hank Scorpio tödlich getroffen. Die Stabsärzte gaben ihm nur noch Stunden und so entschied der damalige Großneptun Düsterstein, Scorpio in die Kryonikanlagen zu schaffen und einzufrieren. Andernfalls hätten wir heute diesen Prozeß nicht, sondern würden Blumen auf Scrpios Grab werfen. Die Damals ging es der Kryonikabteilung sehr schlecht, es gab wenig Kunden und das Geschäft riß ein großes Loch in die Finanzen der Muttergeselschaft. Jedoch erhofften wir uns durch einen solch wohlhabenden Kunden, das finanzloch zu stopfen. Sonst hätten wir Hank Scorpio nicht eingefroren. Später entschloß sich Düsterstein, eine neue Kommunikationsapparatur auszuprobieren, mit der man mit den eingefrorenen über eine mentale Ebene per Internet kommunizieren konnte. Diese Sache war sehr teuer, aber man kam mit Hank Scorpio in Kontakt, um ihn zu fragen, ob er bereit sei, die ganzen Kosten zu übernehmen. Doch er kontaktierte den DD Konzern, der die Herausgabe der Kühlbox, der Bedienungesanleitungen und des Kunden forderte. Soweit die Geschichte. Ich möchte mich nun zu den Anklagepunkten äußern.


Es ist nett, vom Kläger ein Lob zu bekommen, wir hätten ehrenvoll gehandelt, Hank Scorpios Leben zu retten. Aber wir können das Lob nicht annehmen. Wir haben den Klienten nicht das Leben gerettet, um uns Ehre zu machen, sondern um Geld zu verdienen. So ist die Kryonikabteilung kein Krankenhaus, sondern ein Dienstleistungsunternehmen für Sterbenskranke oder Lebenssatte. Uns liegt nichts, aber auch gar nichts an sozialem Engagement. Wir bieten nur gegen Bezahlung. Bei dem technischen Aufwand wäre das auch nicht anders möglich. Wenn wir jeden Verwundeten im Krieg auf eigene Kosten eingefroren hätten wollen, hätten wir unsere Anlagen um 7000% erweitern müssen. Die Kosten würden sich dann auf 40 Milliarden Muschelmark belaufen. Es lassen sich der Kosten wegen sehr wenige Menschen einfrieren, daher ist unser Aufwand für einen einzelnen Kunden sehr hoch. Aber billiger gehts nunmal nicht. Hank Scorpio ist seit zwei Jahrne unser erster Kunde, wenn er nicht zahlt, droht uns Konkurs.

Die Anklage sagt: „Die Evil Öl Company kann nicht einfach Bürger einfrieren und sie dann freikaufen lassen oder sterben lassen.“ Wie stellt sich die Anklage unser Geschäftsprinzip vor? Wir sollen Bürger einfrieren und dann kostenlos aufbewahren? Wir sind ein Unternehmen. Wo ist da unser Profit? Wir sind kein Krankenhaus. Und selbst wenn, in jedem Land ist es so, daß medizinische Versorgung bezahlt werden muß, von den Bürgern, der Versicherung oder dem Staat. Niemals aber vom Arzt selbst. Der Staat Aquatropolis hat seinen Bürgern keine Krankenversicherung zur Verfügung gestellt. Und wenn er dies täte, muß er prüfen, ob unser Angebot eine Kassenleistung ist. Ist sie keine, zahlt er sie nicht und wir arbeiten auf Privatrechnung. Die Anklagevertretung hat kein Verständnis von diesen ganz normalen Geschäftsprinzipien. Darum muß sie auch zu juristischen Tricks greifen, um an das Equipment der Konkurrenz zu kommen.

Doch kommen wir zu den konkreten Vorwürfen:

Zum Anklagepunkt 1, wir hätten Hank Scorpio gegen dessen Willen eingefroren, ruft die Verteidigung Hank Scorpio in den Zeugenstand. Nur Herr Scorpio allein kann erklären, ob er gegen seinen Willen eingefroren wurde. Dazu können wir einen Internetchat zum Zeugen aufbauen. Zum Anklagepunkt 2 möchte sich die Verteidigung erst nach der Zeugenvernehmung äußern.

Es geht Ihnen also nicht um das Wohl Scorpios, sondern nur um das Geld bzw. ihren Umsatz.

Ja oder Nein?

Als Hank Scorpio noch kein Kunde war, ging es uns nicht mehr oder weniger um sein Wohl als um das jedes x-beliebigen anderen. Nach der Einfrostung waren wir am Wohl des Kunden in dem Maße interessiert, wie es unsere Vertragskonditionen vorsehen. Wir sind daran interessiert, daß der Kunde für sein Geld die vorgesehene Leistungen erhält. Über die Vertragsleistungen hinaus mischt sich Evil Genius nicht in die Angelegenheiten seiner Kunden ein. Wir maßen uns nicht an zu entscheiden, was für unsere Kundschaft Wohl und was Unwohl ist. So kann ein Kunde jederzeit die Anordnung geben, sich auftauen zu lassen. Unsere persönlichen Ansichten, was dem Wohl des Kunden mehr entspräche, stellen wir dabei zurück.

Ich verstehe nicht, wie die Frage im Prozeß weiterhilft. Es gibt ja zwei konkrete Anklagepunkte und zu Punkt 1 kann nur die Zeugenaussage Scorpios Klärung verschaffen. Ansonsten ist Anklagepunkt 1 nichts weiter als eine haltlose Beschuldigung der Anklage ohne Beweis. Auf die Idee, Scorpio als Belastungszeugen zu laden, hätte die Anklage selbst kommen müssen. Stattdessen behauptet sie einfach hahnebüchernen Unsinn und bleibt jeden Beweis schuldig.