Auditorium Maximum

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Ein untersetzter Mann mit einer weißen Katze auf dem Arm quetscht sich ungehalten durch die Menge. Hinund wieder wird er zurückgestoßen mit den Worten "Hey, nicht drängeln du Wicht! Hier wird der größte Wissenschaftler aller Zeiten geehrt, bisschen Respekt ja?" oder ähnlichem. Schließlich gelingt es ihm unter Mithilfe seines asiatischen Leibwächters Random Task, die Bühne zu erreichen und aufs Podest gehoben zu werden.

Hallo? Was soll das, das Mikrofon ist viel zu hoch eingestellt, wie soll ich da rankommen? Kann das vielleicht jemand mal korrigieren?

Jemand will den Mikrofonständer herunterschrauben

Ja Hallo? Was ist das für eine Demütigung bitteschön? Alles muss man selber machen.

Auf ein Zeichen hin bringt Random Task eine handvoll Pura Pura Zwergindianer auf die Bühne, die sich derart niederknien, dass sie eine lebende Treppe zum Mikrofon bilden.

Schon besser.

Klopft an den Membran.

Hallo? Herrschaften Hallo? Funktioniert das Ding denn überhaupt? 1,2,3 ...

Da sich niemand vom Buffet abbringen läßt, zieht Driwinski seinen goldenen Colt und feuert einen lauten Schuß in die Decke, was ihm dann die Aufmerksamkeit sichert.

Na bitte, es geht doch. Ladies und Gentlemänner, wenn ich eine Minute um Ihre Aufmerksamkeit bitten darf. Wenn sich einige Neubürger fragen, wer ich bin, dann liegt das an der mangelhaften Organisation dieser Veranstaltung, die es nicht fertigbrachte, mein Konterfei groß genug an die Wand zu platzieren. Mein Name ist Dr. Graf Driwinski von Düsterstein, also der Anlass dieser Veranstaltung. Wenn Sie gestatten, werde ich nun selbst ein paar Worte verlieren, da es meinen Vorrednerinnen diesbezüglich doch nicht gelang, mein Schaffen in ganzer Gänze zu erfassen. Wie auch, sind es doch beide keine Wissenschaftler.

Womit ich beim ersten Punkt meiner Rede wäre. Der Name der Universität. "Jeanne-Duchamp-Universität"? Die Idee, sich als Universität volksnah zu geben ist ja schön und gut, aber muss man denn gleich soviel Bildungsferne einfließen lassen? Das ist so als würde man ein gentechnisches Elitelabor "Stelldichein volkstümlicher Kleingartenamateure" benennen. Ich meine, wenn sich meine Nachfolgerin, diese militante Erzpazifistin, durch irgendetwas wissenschaftlich hervortat, dann durch ihre Abwesenheit. Frau Duchamps wissenschaftliches Schweigen war derart tiefsinnig, dass sich die Akademikerwelt wünschte, sie würde nie damit aufhören. Und nun steht ihr Name über der Pforte der bedeutendsten Universität der Welt. Wieviel Prozent der Studenten sind ehemalige Hausfrauen, die sich immatrikulierten nach der devise "Ach, die Volkstribunin hat auch studiert? Dann kann ich das auch?" Nun, keine einzige! Und warum nicht? Weil der Name eben nicht dazu führt, sich angestachelt zu fühlen, es der Frau Duchamp gleich zu tun, sondern zu dem Schluss zu kommen, doch lieber eine der von mir einst gegründeten Elitehauptschulen unseres 25gliedrigen Schulsystems zu wiederholen, anstatt eine so fragliche Universität zu besuchen.

Die heutige Auszeichnung ist da nur eine geringe Wiedergutmachung. Eine Ehre gewiss, aber letztlich doch eine Selbstverständlichkeit. Denn wem sollte man den Dr. Generalis denn sonst verleihen? Dass ich überhaupt informiert wurde, ist ein Wunder. Schickten mir die Behörden doch nacheinander drei Postboten in meine Heimat nach Neudüsterstein. "Die Post konnte nicht zugestellt werden" der erste Postboote sei von Vampiren gefressen worden, der zweite von einem Werwolf zerfleischt und der Dritte wäre einfach verschollen. Ja Hallo? Herrschaften, hat das Seereich nur drei Postboten oder was? Ich habe mich informiert, es gibt genau 423 versicherungspflichtig angestellte Briefträger. Oder aktuell 420. Man hätte also ohne weiteres die Kapazitäten für weitere 420 Versuche gehabt, mich zu erreichen. Einen Komplott nenne ich sowas. Aber okäy, ich habs dann über Gerüchte erfahren.

Und diese Rednerin Simmons - wer ist das überhaupt? - ich zitiere: "manche mögen der Ansicht sein dass er als Mensch oft schwierig im Umgang ist und als politische Führungskraft bisweilen fragwürdige Entscheidungen getroffen hat." Wer ist dieser Ansicht genau? Wieso hat mir das nicht vorher jemand mitgeteilt. Dann hätte ich das Problem lösen können. Leute, das ist nicht fair mir gegenüber! Die Indenditäten solcher Personen einfach nicht preiszugeben, so dass ich keine Chance habe, mich um diese Personen zu kümmern. Das sind lauter politisch unlautere Mittel, mich zu diskreditieren.

Jeder dürfte erkannt haben, welchem Zweck diese Veranstaltung dient, nämlich das Vermächtnis Driwinski von Düstersteins aus der Politik zu verbannen und in die Wissenschaft abzuschieben. Doch da irren Sie sich, meine Damen! Ich habe mich zwar zur Ruhe gesetzt, aber mein Vermächtnis wird auch Ihre Konspiration überstehen, so wie es selbst die Zumutungen der bösen schwarzen Frau enigma stets überstanden hat. Wo ist die überhaupt? Sehen Sie, selbst sie hält diesen Universitätsnamen für einen Affront und bleibt gerechtfertigterweise fern.

Nun, nach alledem ist es für mich nun aber auch an der Zeit, einmal etwas Kritik zu üben. Ich war immer ein Verfechter des wissenschaftlichen Totalitärliberalismusses. Doch wo sehe ich hier Gestalten, die solcher hervorbringt? Wo sind die wahnsinnigen Doktoren, die von der Weltherrschsucht getrieben werden? Ich sehe da in der Menge nur einen Glatzkopp, der diesem Ideal entspricht. Und selbst Skorpio, einst ein Vertreter dieser Riege, der Anblick schmerzt. Er trägt ja nicht einmal mehr eine Augenklappe. Und diese Uniformen! Zu meienr Zeit trugen Soldaten noch die klinkschen aluminiumfarbenen Glanzanzüge. Das alles sind Details, aber wichtige.

Deshalb will ich das Preisgeld - der Doktorditel ist doch mit einem Preisgeld versehen, oder? Herrschaften, ich besitze 29 Doktorentitel und alle im Seereich verleihbaren Orden und immer war damit ein Preisgeld verbunden. Diesen Erlass habe ich selbst eingeführt! Jedenfalls will ich das Geld spenden, um eine Institution zu gründen, welche meinem Vermächtnis tatsächlich gerecht wird: "Die staatliche Privatakademie Radikaler Ansinnen Schurkereien, Schandtaten und Extreme" Kurz: SPARKASSE. Diese Akademie soll das Böse lehren. Sie soll eienrseits staatlich sein, das heißt, vom Staat finanziert werden, andererseits privat, das heißt, das Geld privat verwalten. Nur das garantiert die totalitärliberalistische Wissenschafts- und Politikbeeinflussung. Diese akademie soll die letzten Bastion des Bösen sein.

Das Aquatropolis-Projekt war unsere einzige und letzte Hoffnung auf Weltherrschaft - diese Hoffnung scheiterte. In dem Jahr, in dem der Krieg gegen Enigma und Duchamp begann, wurde das Projekt zu etwas Größerem: Zu unserer einzigen und letzten Hoffnung auf das Böse!

Desweiteren fordere ich der Regierung auf, auf Wunsch meiner Katze Mrs. Bigglesworths ein sofortiges seereichweites Seehundeverbot auszurufen!

Spielt Applausgräsuche von einem Kassettenrekorder ab und fuchtelt mit dem Colt auffordernd in die Menge.